
Vorbemerkung.
Wenn wir diesem Katalog einige einleitende Worte voranschicken, so mag einerseits die Berechtigung hiezu in der Bedeutung der darin enthaltenen Bibliothek gefunden werden; andererseits führt uns das Bedürfniss dazu, uns mit den Lesern dieses Katalogs und mit den Kaufsliebhabern über einige von uns bei der Herstellung des Katalogs eingehaltene Grundsätze zu verständigen.
Den Inhalt dieses Katalogs bildet die Bibliothek des im Anfang dieses Jahrhunderts säcularisirten und alsdann in den Besitz der Reichsgrafen von Waldbott-Bassenheim gelangten Carthäuserklosters Buxheim unter Hinzufügung einer Anzahl von Piecen, welche direkt aus dem Besitz der genannten hochadelichen Familie stammen und welche sich insbesondere in den Abtheilungen der historischen und der Kunstbücher finden.
Die Bibliothek der Carthause selbst ragt hervor durch ihren Reichthum an Wiegendrucken, meist in herrlichen, fast oder ganz unbeschnittenen Exemplaren in den alten mit Schweins- oder Kalbleder überzogenen Holzbänden und meist mit hübsch ciselirtem Beschläg. In seltener Ausdehnung enthält dieselbe die polemischen und ascetische Theologie des 15. und 16., sowie die in Deutschland erschienen Jesuitenliteratur des 16. und 17. Jahrhundertts. Die Holzschnittillustration der Renaissance ist durch eine Reihe hervorragender Piecen und durch Namen wie Dürer, Burkmair, Schäuffelein, Urse Graf, Anton von Worms u. A. glänzend vertreten; und der Forscher im Gebiet der Typographie findet die seltensten Druckorte, fast unbekannte Officinen aus dem ersten Jahrhundert der Buchdruckerkunst.
Auch die Kunst der bildlichen Darstellung ist durch Proben aus ihrer frühesten Zeit vertreten: ein wohlerhaltener Teigdruck und eine kleine Anzahl von Kupferstichen des 15. Jahrhunderts werden dem Sammler geboten.
Für den Kunstliebhaber im engeren Sinne des Wortes findet sich eine Perle ersten Ranges in dem Dürer’schen Blatt “die säugende Madonna” (Bl. 34), welches hier in einem geradezu wunderbar schönen Abdruck mit vollem Rand geboten wird.
Es genügt noch hizuweisen auf die Minaturen der bis in’s 13. Jahrhundert hinaufgehenden Manuscripte, auf Dietterlin’s Arhitectura, Kasemann’s u. A. Ornamentbücher, um zu beweisen, dass neben der Wissenschaft auch die Kunst eine würdige Vertretung in dieser Sammlung findet.
So findet auch der Musikliebhaber einige Leckerbissen in unserer Sammlung: Das fast unbekannte Tabulaturbuch von Schmid (Strassb. 1607.) sowie einige der seltensten Musikdrucke des 15. Jahrhunderts.
Der Sprachforscher dürfte rasch die hohe Bedeutung der zahlreichen oberdeutschen Manuscripte erkennen; der Historiker und Heraldiker über die auserlesene Zahl wichtiger und seltener Piecen erfreut sein. Kommt doch wohl selten ein so reicher und künstlerisch fein ausgeführter Schatz auf den Markt, wie unser Turnierbuch mit seinen mehr als 10000 Wappen.
Was nun die bibliographische Seite unseres Cataloges betrifft, so glauben wir darüber nur einige Bemerkungen nöthig zu haben. Bei den Incunabeln haben wir überall, wo unsere Collation mit der in Hains Repertorium verzeichneten übereinstimmt, einfach H. mit der No., unter welcher dort das Buch zu finden ist, citirt. Bücher, die bei Hain fehlen oder wo sich eine abweichende Collation findet, haben wir genau als möglich beschrieben.
Bezüglich der Erhaltung der Werke sind unsere Angaben gewissenhaft. Generell bemerken wir hier, dass sämmtliche Bücher entweder der Stempel Bibliotheca Buxhemiana oder die handschriftliche Bemerkung Cartusiae Buxianae oder den Stempel: G.W.B.D. auf dem Titel tragen. Die Vollständigkeit ist durch Zählung der Blätter und Vergleichungen bei allen Büchern, welche wir nicht im Catalog als unvollständig bezeichnet haben, festgestellt.
Schliesslich theilen wir mit, dass die Bibliothek in den Tagen vom 17.-19. September täglich von 9-12 Uhr und von 3-6 Uhr für solche Besucher zugänglich ist, welche mit einem Catalog versehen sind. In dieser Zeit ist Kaufsliebhabern die Möglichkeit geboten, sich vom Zustand der sie interessirenden Objekte durch Augenschein zu überzeugen. Die besonderen Verhältnisse, unter denen die Sammlung zur Veräusserung kommt, gestatten dagegen die Zulassung einer etwa sonst bei Bücherauktionen üblichen Reclamationsfrist nicht.
Indem wir unseren Catalog, welcher von dem als tüchtiger Antiquar bekannten Herrn Karl Fr. Mayer unter Mitwirkung speciell sachverständiger Kräfte für einzelne Abtheilungen angefertigt ist, der also allen an den Catalog einer so bedeutenden Sammlung mit Recht zu stellenden Forderungen entsprechen dürfte, der Beachtung aller Sammler und Liebhaber angelegentlich empfehlen, erklären wir uns zu allen etwa gewünschten weiteren Mittheilungen, sowie zur Besorgung von Aufträgen bereit und verweisen im Uebrigen auf die beigedruckte Geschäftsordnung unserer Auction.
